Uplisziche
Uplisziche – Die antike Höhlenstadt Georgiens
Uplisziche, was übersetzt „Festung Gottes“ bedeutet, ist eine der ältesten und beeindruckendsten Höhlenstädte in Georgien. Gelegen etwa 10 Kilometer östlich von Gori, in der Region Schida Kartli, liegt diese archäologische Stätte auf einem Felsplateau am linken Ufer des Flusses Mtkwari (Kura). Mit einer Geschichte, die bis ins 2. Jahrtausend v. Chr. zurückreicht, ist Uplisziche ein faszinierendes Zeugnis der frühen georgischen Zivilisation.
Geschichte: Uplisziche wurde im späten Bronzezeitalter gegründet und entwickelte sich schnell zu einem bedeutenden kulturellen, politischen und religiösen Zentrum. Die Stadt war ein Knotenpunkt der alten Handelswege, insbesondere entlang der berühmten Seidenstraße.
In der vorchristlichen Zeit war Uplisziche ein bedeutendes religiöses Zentrum, in dem heidnische Kulte praktiziert wurden. Tempel und Altäre in der Höhlenstadt waren verschiedenen Göttern gewidmet, die von der lokalen Bevölkerung verehrt wurden. Mit der Einführung des Christentums im 4. Jahrhundert n. Chr. verlor die Stadt jedoch an Bedeutung, da die religiösen und politischen Machtzentren sich verlagerten.
Während der mittelalterlichen Periode wurde Uplisziche teilweise wiederbelebt, insbesondere während der Zeit der arabischen Invasionen im 8. und 9. Jahrhundert, als sie als Zufluchtsort diente. Mit der zunehmenden Urbanisierung und der Verlagerung des georgischen Handelswegs wurde die Stadt im Spätmittelalter schließlich aufgegeben.
Kultur und Bedeutung: Uplisziche ist ein einzigartiges Beispiel für die Verschmelzung von Natur und Architektur. Die gesamte Stadt wurde direkt in den Fels gehauen, und ihre Struktur spiegelt die damaligen sozialen, politischen und religiösen Praktiken wider.
Die Höhlenstadt besteht aus Wohnhäusern, Tempeln, Werkstätten und öffentlichen Räumen, die durch ein komplexes System von Straßen, Treppen und Tunneln verbunden sind. Einige Höhlen waren kunstvoll gestaltet, während andere einfacher waren, was die soziale Hierarchie der damaligen Gesellschaft widerspiegelt.
Besonders bemerkenswert ist die Anpassung der Architektur an die natürlichen Gegebenheiten. Die Ingenieurskunst, die für den Bau der Stadt erforderlich war, zeigt das hohe Niveau der damaligen Zivilisation.
Sehenswürdigkeiten in Uplisziche
Das Große Tempelgebiet: Das Herzstück der Höhlenstadt ist das sogenannte „Große Tempelgebiet“. Dieser Bereich war das religiöse Zentrum der Stadt und beherbergt einen großen heidnischen Tempel, der vermutlich der Sonnengottheit gewidmet war. Der Tempel war ein Ort von Ritualen und Opfern, bevor das Christentum Einzug hielt.
Der Thronsaal: Eine der beeindruckendsten Höhlen ist der sogenannte Thronsaal, auch bekannt als „Tamaris Halle“. Obwohl der Name mit der legendären Königin Tamar in Verbindung gebracht wird, gibt es keine Beweise dafür, dass sie jemals hier residierte. Der Saal diente wahrscheinlich als Versammlungsraum für religiöse oder politische Anlässe.
Die christliche Basilika: Mit der Einführung des Christentums wurde in Uplisziche eine einfache Basilika in den Fels gehauen. Diese Kirche aus dem 6. oder 7. Jahrhundert symbolisiert den Übergang der Stadt von einem heidnischen zu einem christlichen Zentrum.
Geheimgänge und Tunnel: Ein faszinierendes Merkmal von Uplisziche sind die unterirdischen Tunnel und Geheimgänge. Sie dienten als Fluchtwege oder als Zugang zu Wasserquellen während Belagerungen.
Wohnbereiche und Werkstätten: In der Stadt finden sich zahlreiche Wohnhöhlen und Werkstätten, darunter Bäckereien, Weinpressen und Lagerräume. Diese Bereiche bieten Einblicke in das alltägliche Leben der Bewohner von Uplisziche.
UNESCO-Bedeutung und Erhaltungsmaßnahmen
Obwohl Uplisziche derzeit nicht auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes steht, wird die Stätte als eine der bedeutendsten archäologischen Stätten Georgiens angesehen. Sie wird intensiv von Archäologen und Historikern erforscht, und es wurden Maßnahmen ergriffen, um die Höhlen vor Erosion und Verfall zu schützen.
Die Restaurierung der Basilika und die Schaffung von Wegen für Touristen haben dazu beigetragen, die Zugänglichkeit zu verbessern, ohne die historische Integrität der Stätte zu gefährden.
Uplisziche heute
Heute ist Uplisziche ein beliebtes Touristenziel und ein Muss für Geschichts- und Architekturliebhaber. Besucher können durch die alten Straßen der Höhlenstadt schlendern und die faszinierende Mischung aus Natur und menschlichem Einfallsreichtum bewundern.
Von der Spitze des Plateaus bietet sich ein atemberaubender Blick auf das Mtkwari-Tal und die umliegenden Berge, was den Besuch noch eindrucksvoller macht. Führungen durch die Stätte ermöglichen es den Besuchern, mehr über die Geschichte und die Bedeutung dieses außergewöhnlichen Ortes zu erfahren.
Uplisziche ist ein beeindruckendes Beispiel für die antike Ingenieurskunst und das kulturelle Erbe Georgiens. Mit seiner reichen Geschichte, den beeindruckenden Höhlenarchitekturen und der atemberaubenden Landschaft ist die Höhlenstadt ein unvergessliches Erlebnis für jeden Besucher. Uplisziche erzählt die Geschichte eines Volkes, das sich an die Herausforderungen seiner Zeit anpasste und eine einzigartige Kultur schuf, die bis heute fasziniert.